das Gefühl, im Blindflug zu führen?
Als Pflegedienstleitung (PDL) verlässt du dich auf deine Stellvertretung.
doch ihre Arbeitsweise erlebst du nie direkt mit.
Deine Vertretung übernimmt das Ruder nur, wenn du abwesend bist. Was passiert in dieser Zeit?
Läuft alles rund oder gibt es Baustellen, die im Verborgenen bleiben?
Dieser blinde Fleck kann verunsichern und birgt Risiken – aber vor allem bietet er Chancen für Wachstum.
Der blinde Fleck der Führung
Eine engagierte Stellvertretung ist Gold wert. Sie hält den Laden am Laufen, wenn du Urlaub machst oder unerwartet ausfällst. Doch genau hier entsteht das Dilemma:
Du bist nicht vor Ort, um mitzuerleben, wie geführt wird.
Feedback erreicht dich oft nur gefiltert („Es ging alles gut“ – doch was heißt das konkret?). Ohne direkte Einblicke fehlt dir ein Puzzlestück, um deine Stellvertretung gezielt zu fördern. Kleine Probleme bleiben womöglich unentdeckt. Stärken werden vielleicht nicht ausreichend gelobt. Kurz: Es bleibt Potenzial ungenutzt – für deine Stellvertretung und für dein Team.
Wie also den toten Winkel ausleuchten?
Indem eine Kultur etabliert wird, in der offenes Feedback selbstverständlich ist. Eine Kultur, in der Reden auf Augenhöhe zum Alltag gehört. Genau hier setzt unser Konzept an.
Gelebte Feedbackkultur: Aus Blindflug wird Durchblick
Der WEG: Entwickle gemeinsam mit deinen Teamleitungen ein simples, strukturiertes Verfahren, um regelmäßig Rückmeldung zur Zusammenarbeit mit der Stellvertretung zu erhalten. Klingt theoretisch – soll aber ganz praktisch im Alltag funktionieren. Wie könnte das aussehen? Zum Beispiel so:
Regelmäßige Mini-Retrospektiven:
Plane nach deiner Rückkehr aus dem Urlaub oder einer längeren Abwesenheit einen kurzen Austauschrundgang. Triff dich für 15 Minuten mit jeder Teamleitung oder ein paar ausgewählten Mitarbeitenden. Frage offen: Was lief richtig gut unter der Stellvertretung? Wo gab es Herausforderungen? Durch diese kurzen Check-ins direkt nach der Vertretungsphase bekommst du frische Eindrücke, solange alles noch präsent ist.
Einfache Feedback-Tools nutzen:
Entwickelt gemeinsam einen knackigen Feedback-Bogen oder ein digitales Formular mit 3 bis 5 Leitfragen. Zum Beispiel: Wie habt ihr die Kommunikation erlebt? Gab es Probleme, die auftauchten? Was hat euch positiv überrascht? Halte es bewusst simpel – niemand im Pflegealltag hat Zeit für seitenlange Berichte. Wichtig ist, dass ehrlich und konstruktiv Rückmeldung gegeben wird, positiv wie negativ.
Offene Gesprächskultur fördern:
Schaffe einen Rahmen, in dem Feedback keine Einbahnstraße ist. Teile Wertschätzung für die Arbeit deiner Stellvertretung und deines Teams öffentlich mit. Besprecht im Leitungsteam die eingegangenen Rückmeldungen gemeinsam – ohne Schuldzuweisung, sondern mit dem Ziel, alle stärker zu machen. Deine Stellvertretung sollte diese Feedbackrunde als Chance sehen, nicht als Prüfung. Wenn alle merken, dass Feedback erwünscht und erwachsen gehandhabt wird, steigt das Vertrauen.
Lernen und Entwickeln:
Nutze die Erkenntnisse aus dem Feedback, um deine Stellvertretung zu coachen. Vielleicht zeigt sich, dass sie in Konfliktsituationen souverän agiert – Lob das ausdrücklich! Vielleicht gibt es Hinweise, dass sie bei organisatorischen Aufgaben Unterstützung braucht – dann biete ihr genau dort Mentoring an. Dieses strukturierte Feedback ist kein Kontrollinstrument, sondern ein Kompass für Weiterbildung. Dein Signal an die Stellvertretung: „Ich möchte, dass du erfolgreich bist, und ich begleite dich auf diesem Weg.”
Natürlich erfordert so ein Verfahren etwas Mut und Konsequenz. Am Anfang sind Teamleitungen vielleicht zurückhaltend mit Kritik, oder die Stellvertretung hat Sorge, beurteilt zu werden. Hier bist du als Führungskraft gefragt, mit gutem Beispiel voranzugehen: Offen über eigene Lernfelder sprechen, dankbar für Feedback sein und zeigen, dass Fehler Lernchancen sind. Wenn du diese Haltung vorlebst, wird sie sich im Team verbreiten.
Fazit: Feedback beleuchtet den toten Winkel
Eine gelebte Feedbackkultur verwandelt deinen blinden Fleck in einen Spiegel, der dir wertvolle Einblicke schenkt. Anstatt im Dunkeln zu tappen, weißt du, wie deine Stellvertretung in deiner Abwesenheit agiert – und kannst sie gezielt fördern. Das kommt allen zugute: Deine Stellvertretung wächst in ihrer Rolle, fühlt sich unterstützt und ernst genommen. Dein Team merkt, dass seine Meinung zählt, und erlebt eine wertschätzende Kommunikation auf allen Ebenen. Und du selbst gewinnst Vertrauen und Sicherheit, weil du nicht länger „im Blindflug“ führen musst.
Am Ende profitiert die ganze Einrichtung: Wo offenes Feedback gelebt wird, entstehen mehr Zusammenhalt, Lernen und Motivation. Aus dem toten Winkel wird ein Panorama – und als PDL siehst du endlich das komplette Bild. Trau dich, diesen Prozess anzustoßen. Es lohnt sich, denn so wird aus einer Herausforderung ein echter Gewinn für dich, deine Stellvertretung und das gesamte Team. Gemeinsam mehr Gutes tun – mit klarer Sicht und positiver Energie!